Maschinenbau ist die Paradedisziplin von STIHL. Mit ihr ist das Unternehmen groß geworden. Die Digitalisierung aber bringt neue Fachrichtungen mit sich – Elektronik und Software-Engineering gewinnen immer mehr an Bedeutung. Welche Innovationen sich ergeben, wenn es gelingt, altes und neues Wissen perfekt zu vernetzen, zeigt die STIHL MS500i: die weltweit erste Benzin-Motorsäge mit elektronischer Einspritzung.
Es ist das Jahr 1957. Konrad Adenauer startet in seine dritte Amtszeit als Bundeskanzler, das deutsche Wirtschaftswunder steht in voller Blüte, der Fernseher hält Einzug in immer mehr Haushalte, Borussia Dortmund wird zum zweiten Mal in Folge deutscher Fußballmeister. Und es ist die Zeit, in der eine Idee bei STIHL erste Spuren hinterlässt. Der Student Hans Peter Stihl bereitet sich auf seinen Abschluss vor. Er tüftelt an einem BLK-Motor, will diesen mit einer Einspritzung versehen. „Mein Ergebnis war natürlich nicht serienreif, eher eine Grundsatzuntersuchung“, erinnert sich der älteste Sohn von Firmengründer Andreas Stihl heute. Dabei huscht ein Lächeln um seine Mundwinkel – hat er es damals doch allen Zweiflern gezeigt und selbst gestandene Professoren verblüfft.
Auch wenn dieser Prototyp die vergangenen 60 Jahre nicht überlebt hat – die Idee, ein handgetragenes Motorgerät mit Einspritzung auf den Markt zu bringen, blieb. Mit der STIHL MS 500i gibt es jetzt die erste Motorsäge mit einer elektronischen Einspritzung. Anfang der 2000er-Jahre begann alles mit speziellen Tests am Karlsruher Institut für Technologie. Diese mündeten im Serienprojekt STIHL TS500i, dem ersten Trennschleifer mit elektronischer Einspritzung. Auf dieser Basis startete das Projekt MS 500i. Projektleiter Arno Kinnen (links) und Funktionskoordinator Clemens Klatt sind zwei Köpfe eines großen Teams, das für eine neue Arbeitsweise steht: für die Verquickung von klassischem Maschinenbau sowie moderner Elektronik und Software.
Ein Meilenstein bei Performance und Leichtbau unter Beibehaltung der für STIHL typischen Werte Langlebigkeit und Qualität: Dazu musste nicht nur die Einspritzung speziell adaptiert werden. Hohe Drehzahlen waren gefordert, dazu Leichtbau bei gleichzeitig robuster Auslegung, hohe Leistung, gute Beschleunigung und andere Merkmale der STIHL typischen Performance – und das auch bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius. „Wir haben die Säge auf dem Papier von null an konstruiert, um das Beste aus ihr herauszuholen“, erinnert sich Arno Kinnen.
In vielen Belangen musste das Team absolutes Neuland betreten: zum einen bei der Neu- und Weiterentwicklung von Komponenten und Funktionen der Einspritzung, zum anderen beim klassischen Maschinenbau-Thema Leichtbau. Denn die Injection bietet gerade auf diesem Gebiet viele Vorteile. Herkömmliche Steuergerätebeziehen ihre Energie von rotierenden Magneten im Lüfterrad. Das Injection-Steuergerät wird von einem Generator versorgt und kann somit frei in der Maschine positioniert werden. Die dadurch entstehenden Freiheitsgrade führen zu einem deutlich kleineren Lüfterrad und somit einem kompakteren Triebwerk.
Mit dem Aufbau und der Neukonstruktion von Vergasersägen kennt STIHL sich aus. „Das Zusatz-Know-how, welches wir in den vergangenen Jahren etwa auf den Gebieten Messtechnik und Software-Entwicklung generiert haben, ist enorm“, weiß Clemens Klatt und verweist auf die Besonderheit der Abstimmungsprozesse im Software-Engineering. „Wir sind in diesem Bereich hochintegrativ unterwegs, das Zusammenspiel der Abteilungen ist entscheidend.“ Was heute in der Software-Entwicklung innerhalb weniger Tage geschieht, nahm noch vor einiger Zeit mehrere Wochen in Anspruch. Steht die Hardware, ist es heute möglich, durch Anpassungen der Software innerhalb sehr kurzer Zeit einen großen Entwicklungsfortschritt zu generieren.
Herausgekommen beim perfekten Duett der Disziplinen ist ein einzigartiges, intuitives Produkt mit bislang unerreichter Performance und dem besten Leistungsgewicht aller Profi-Motorsägen bewährter STIHL Qualität.Und doch ist es auch eine batterielose Maschine, bei der das Motto „Weniger ist mehr“ gilt. Ein Resultat dieser Bauweise sind weniger Kabelverbindungen und der Verzicht auf einen Vergaser. Die Konzentration auf die wesentlichen Hardware-Komponenten und intelligente Software-Funktionen macht die Maschine robust und wartungsarm. Auch gibt es erstmals bei einer Motorsäge einen Fehlerspeicher im Steuergerät, welcher die Wartung beim servicegebenden Fachhandel unterstützt. „Wir sind in nahezu allen Belangen bei dieser Maschine an die Grenzen des Machbaren gegangen“, sagt Clemens Klatt.
Ein echtes Kraftpaket, eine Profi-Maschine. Doch die STIHL MS 500i ist noch mehr: Sie ist die erste Motorsäge mit elektronischer Einspritzung, das Ergebnis aus jahrelanger Erfahrung im klassischen Maschinenbau und den neuesten Erkenntnissen in Sachen Software und Elektronik.