Eines vorab: der Begriff, der während des Gesprächs in den Räumlichkeiten der Vorstandsetage am häufigsten fällt, ist „Team“. Die Frau, die immer wieder auf dieses Thema zu sprechen kommt, heißt Anke Kleinschmit. „Vorstand Forschung und Entwicklung" steht auf ihrer Visitenkarte. Ihre letzte Visitenkarte trug oben rechts einen Stern. So wie ihr Wagen, der vor dem Entwicklungszentrum in Waiblingen-Neustadt steht. Ihre Position in der Automobilindustrie, die sie gegen die Aufgabe bei STIHL eingetauscht hat, hat von Anfang an dafür gesorgt, dass das gesamte Umfeld hohe Erwartungen an Anke Kleinschmit hat. „Die Frau, die die Zukunft von STIHL sichern soll“ hat eine Tageszeitung beispielsweise getitelt. Auf die Frage, ob sie Druck verspüre, lächelt Kleinschmit und verneint glaubhaft und zugleich uneitel. „Schlussendlich kann das keiner alleine wuppen, Ziele kann man nur gemeinsam als Team erreichen. Meine Aufgabe ist es Orientierung zu geben, das Team zu entwickeln und zu fördern. Und: wir müssen das vorleben.“ Mit Stolz ergänzt sie, dass sie bei Weitem nicht die Einzige sei, die mittlerweile den Weg aus dem Automotive Sektor hierher gefunden hat. Die Premiumqualität der Produkte, die großartigen Entwicklungsmöglichkeiten, die Produktvielfalt und die Wertschöpfungstiefe – STIHL ist ein Paradies für Ingenieure.“
Eine raumhohe Glasscheibe trennt das Büro von Anke Kleinschmit zum Gang hin – über die komplette Breite. „Transparenz“ ist der Gedanke, der einem beim Betreten des Raumes sofort in den Kopf kommt. Andere würden sich vielleicht schwertun, so sehr auf dem Präsentierteller zu sitzen. Doch Kleinschmit hat sich diese Transparenz zum Prinzip gemacht. Sie ist eine nahbare Person, der es auf ganz natürliche Weise gelingt, ihrem Gegenüber Augenhöhe zu vermitteln.
Gleich neben der Tür hängt ihre „Uniform“, eine orangefarbene Funktionsjacke, die sie auf Waldexkursionen und auf dem Außenplatz, wenige hundert Meter von ihrem Büro entfernt trägt. „Ich brauche die Nähe zu den Ingenieuren und Entwicklern und zum Produkt. Wissen Sie eigentlich was das für ein Gefühl ist, wenn man ein neues Produkt trotz großer Herausforderungen gemeinsam als Team zum Laufen kriegt? Und jeder hatte seinen Beitrag. Wenn das „Baby“ dann läuft, kommt so eine gewaltige Energie auf, so viele Motivationskurse können Sie gar nicht machen! Teamerfolge machen doppelt Spaß und sind ein starker Antrieb für uns alle!“
Wenn sie auf die ersten Monate bei STIHL zurückblickt, in denen „schon viele gute Sachen auf den Weg gebracht wurden“, dann sieht Anke Kleinschmit, dass sich bei STIHL gerade ein entscheidender Aspekt der Arbeitsorganisation verändert: „Wir haben uns antriebsunabhängig aufgestellt. Das heißt, wir bündeln mittlerweile die Aufgaben nach Kompetenzen und nicht mehr nach Produkten. Damit schaffen wir die Basis für die Transformation. Außerdem bekommen wir durch einen einheitlichen Produktentstehungsprozess eine kürzere Entwicklungszeit.“ Sie führt weiter aus, dass bei fast allen Entwicklungsprozessen Softwareentwickler, Maschinenbauer, Elektroniker, Robotiker und Informatiker gemeinsam und im permanenten interdisziplinären Dialog zusammenarbeiten. „Zum einen braucht man vernünftige Prozesse, zum anderen natürlich die richtigen Leute. Die Mischung muss stimmen. Erfahrungsträger und junge Wilde.“ Teamfähig und kommunikativ müssen diese Leute sein und Leidenschaft für Produkt und Innovation mitbringen. „Ich persönlich liebe es, mit Ingenieuren zu arbeiten. Die sind in der Regel sehr ehrlich, inhalts- und faktengetrieben und lösungsorientiert. Und das ist eine großartige Basis für eine angenehme Zusammenarbeit.“
Was sie geprägt habe, fragen wir. „Mein Großvater hat im Forstamt gearbeitet, mein Vater war Jäger und Ingenieur. Sein Beruf hat uns hier in den Süden geführt. Und als ich hier zur Schule ging, haben mir Fächer wie Mathe, Physik und Biologie am meisten gelegen. Da war ich stark. Das hat dann alles fast automatisch zu meinem Ingenieurstudium geführt.“ Sie überlegt kurz. „Und Pfadfinderin war ich lange. Selbst während des Studiums habe ich noch eine Pfadfindergruppe geleitet. Gemeinsam in der Natur, im Wald unterwegs zu sein, das mache ich bis heute gerne. Und die Natur, das Arbeitsfeld von STIHL, war irgendwie auch schon immer Teil meines Lebens.“
Angesprochen auf ihren Einstieg in die Berufswelt, erinnert sich Anke Kleinschmit, dass sie damals als junge Ingenieurin gleich „ins kalte Wasser geworfen“ wurde. Aber da war ein Team und Leute, die sie fragen konnte, wenn sie nicht weiter wusste, erinnert sie sich. An das „Prinzip kaltes Wasser“ glaubt sie bis heute. „Man muss den Leuten einfach was zutrauen und sie werden an den Aufgaben wachsen. Am Ende ist keiner auf sich alleine gestellt.“
‚Credo‘ nennt man so eine tiefe Überzeugung auch. ‚Credo‘ bedeutet im Lateinischen „Ich glaube“. Anke Kleinschmit glaubt fest. An Teamwork.